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Die Wirkung von Mykotoxinen auf Schweine

Die Wirkung von Mykotoxinen auf Schweine

Schweine reagieren in allen Phasen der Produktion besonders sensibel auf Mykotoxine. Die Aufnahme von Mykotoxinen kann ihre Leistung beeinträchtigen, ihren Verdauungstrakt schädigen oder ihre Immunreaktion verändern. Eine schwache Immunreaktion kann wiederum ihre Widerstandskraft gegen ansteckende Krankheiten mindern, chronische Krankheiten wieder ausbrechen lassen bzw. die therapeutische Wirkung von Impfstoffen und Medikamenten mindern. Die Belastung durch Mykotoxine in einer hohen, einmaligen Dosis oder in geringeren Mengen jedoch über einen längeren Zeitraum hinweg, kann zu Problemen in der Produktion führen. Die jeweilige Reaktion der Schweine hängt von der Art der Mykotoxine sowie ihrer Konzentration als auch von Umweltfaktoren wie Ernährung, Management und Gesundheitsstatus ab. Junge Schweine und Zuchtsauen sind normalerweise am stärksten betroffen.

Verdauungstrakt

Der Verdauungstrakt ist im Allgemeinen das erste Organsystem, das mit Mykotoxinen in Berührung kommt. Im gesamten Dünndarm kann dies zu kürzeren Zotten oder tieferen Krypten, einer schlechteren Aufnahme der Nährstoffe, Darmläsionen und sogar Blutungen führen (Maresca, 2013; Alizadeh et al., 2015). Symptome intestinaler Schäden können Durchfall und eine Verschlechterung der Körperkondition sein.

Bei einigen Mykotoxinen ist bekannt, dass sie die Besiedelung durch Darmpathogene, wie Salmonellen und E. coli, sowie deren Ausmaß steigern können (Antonissen et al., 2014; Oswald et al., 2003; Venderbroucke et al., 2011). Dies geht vermutlich auf die Rolle von Mykotoxine bei der Schädigung der Darmstruktur sowie der Veränderungen der systemischen Immunität und der Darmimmunität zurück.

Immunsystem

Das Immunsystem ist ein sehr dynamisches System des Körpers. Seine eigentliche, lebenswichtige Funktion besteht darin, Schweine vor Angriffen zu schützen, die sowohl ihre Gesundheit als auch ihre Leistung beeinträchtigen können. Mykotoxine können je nach Art und Konzentration das Immunsystem über Immunstimulation oder auch Immunsuppression beeinflussen.

Impfungen sind ein wichtiger Bestandteil der Maßnahmen, um die Gesundheit von Schweinen zu erhalten; Mykotoxine können jedoch die Fähigkeiten von Schweinen zur Bildung von Antikörpern nach einer Impfung mindern (Taranu et al., 2005). In Forschungsprojekten konnte nachgewiesen werden, dass das Fusarium-Stoffwechselprodukt Deoxynivalenol (DON, auch bekannt als Vomitoxin) die Anzahl der Schweine, die PRRS-spezifische Antikörper nach einer Impfung entwickeln, deutlich verringern kann (Stavard et al., 2015). Daher sind diese Schweine möglicherweise nicht geschützt und brauchen zusätzliche Behandlungen, obwohl sie bereits geimpft worden sind. Mykotoxine, wie Fumonisine, können auch das Auftreten und die Schwere von Krankheiten, wie das Porzine Reproduktive und Respiratorische Syndrom (PRRS), unmittelbar steigern und damit schwerwiegendere Symptome verursachen (Ramos et al., 2010).

Für Zuchtsauen und Jungsauen sowie ihre säugenden Ferkel können Mykotoxine ein zusätzliches Risiko für das Immunsystem darstellen. Die Geburt ist bereits eine Zeit mit Stress sowie hormonellen und immunologischen Veränderungen. Durch die Aufnahme von Mykotoxinen kann nicht nur das Kolostrum und die Milchproduktion verringert, sondern auch deren Qualität beeinträchtigt werden. Die Anzahl der somatischen Zellen kann parallel zu einem geringeren Immunglobulinspiegel ansteigen. Dies kann im Ferkelserum 12-48 Stunden nach dem ersten Säugen durch niedrigere Immunglobulinspiegelmessungen nachgewiesen werden (Jokovac-Strain et al., 2005; Weaver, 2013). Eine geringere passive Immunität auf Basis des Kolostrums der Muttersauen kann für Ferkel einen geringeren Schutz vor Krankheiten bedeuten.

Wachstum

Mykotoxine können bei Schweinen das Wachstum und als Konsequenz die Futterverwertung allein über eine geringere Futteraufnahme oder die Kombination unterschiedlicher Wirkungen im Körper mindern.

Die Metaanalyse von 16 veröffentlichten Artikeln (1.503 Schweine) ergab, dass Absatzferkel bei Belastungsversuchen mit Mykotoxinen einen durchschnittlichen geschätzten Verlust der Gewichtszunahme von 40,3 g pro Tag und eine um drei Punkte erhöhte Futterumsatzrate aufweisen können. Dies entspricht einem durchschnittlichen REQ von 100 (Risk Equivalent Quantity, Alltech, beschreibt das Gesamtrisiko). Der verlorene Zuwachs beläuft sich über einen Zeitraum von 40 Aufzuchttagen auf insgesamt 1,6 kg für jedes Schwein. Das bedeutet, dass zusätzliche 3,2 Tage erforderlich sind, um das gleiche Gewicht wie bei den Absatzferkeln zu erreichen, die keinen Mykotoxinen ausgesetzt waren.

Außerdem weisen Daten aus weiteren 15 veröffentlichten Belastungsversuchen mit Mykotoxinen (1.050 Schweine) darauf hin, dass junge Mastschweine und Endmastschweine einen geschätzten Verlust an Gewichtszunahme von 38,7 g pro Tag and eine um drei Punkte erhöhte Futterumsatzrate aufweisen können. Der durchschnittliche Alltech REQ-Wert liegt damit bei 100. Dieser verlorene Zuwachs beläuft sich über eine Mastperiode von 140 Tagen auf insgesamt 5,4 kg pro Schwein, so dass bei diesen Schweinen zusätzlich sieben Tage erforderlich sind, um das gleiche Gewicht wie bei Mastschweinen zu erreichen, die diesen Belastungen nicht ausgesetzt waren.

Reproduktionsleistung

Mykotoxine können die Zuchtleistung von Schweinen beeinflussen. In einigen Fällen können Mykotoxine die Reproduktionsleistung direkt beeinträchtigen, wie z.B. im Fall des östrogenimitierenden Mykotoxins Zearalenon. Bei Schweinen können Zearalenon-Symptome als Rötung und Schwellung der Vulva, Gebärmuttervorfall, veränderte Rauschezyklen oder schlechte Fortpflanzungsraten auftreten. Zearalenon ist jedoch nicht das einzige Mykotoxin, das die Reproduktion beeinflusst. Trichothecene, eine große Gruppe verwandter Mykotoxine, wie DON, erhöhen nachweislich auch die Anzahl der totgeborenen Ferkel und verringern die Gesamtzahl der lebend geborenen Ferkel (Diaz-Llano und Smith, 2006). Die Erzeuger können auch eine schlechtere Wurfhomogenität feststellen.

Mykotoxin-Management zur Risikominimierung

Durch Produktionsaufzeichnungen können Schweineproduzenten die Wirkung von Mykotoxinen auf Schweine beobachten. Dies betrifft möglicherweise ein verändertes Fütterungsverhalten, eine geringere Wachstumsleistung, mehr Durchfall im Bestand, eine schlechte Zuchtleistung oder ein erhöhter Bedarf an Behandlungen zur Erhaltung der Gesundheit.

Wenn Probleme im Zusammenhang mit Mykotoxinen vermutet werden, können Produzenten verschiedene Mittel einsetzen, um ihr Mykotoxinrisiko zu minimieren. Eine umfassende Analyse ist ein erster richtiger Schritt zur Bestimmung der Art und der Konzentration von Mykotoxinen, die in den von den Schweinen verzehrten Futtermitteln vorhanden sind. Eine umfassende Analysemethode ist die moderne Flüssigchromatographie mit Massenspektrometrie (LC–MS/MS), die bis zu 54 verschiedenen Mykotoxine gleichzeitig in einer einzelnen Futterprobe zuverlässig nachweisen kann (Alltech 37+®). Darüber hinaus sollten Produzenten auch in Betracht ziehen, das Risiko für ihre Schweine weiter zu reduzieren, indem sie einen Mykotoxinbinder mit einer hohen Bindungsfähigkeit einsetzen, wie Alltech’s Mycosorb A.

Autor: Dr. Alexandra Weaver, Technical Support, Alltech Mycotoxin Management Team

 

Umfassende Informationen zum Thema Mykotoxinrisiko sowie zu den Auswirkungen auf die Tiergesundheit und Tierleistung finden Sie auf alltech.com/deutschland/eu-ernteanalyse-von-alltech.
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